Gameloft hat der Dungeon Hunter-Reihe im Laufe der letzten Jahre immer wieder eine neue Richtung gegeben. Vom Premium-Action-Rollenspiel in Teil 1 und 2 wurde es zum simplen Hack & Slay in Teil 3 und einer Mischform aus beidem in der vierten Auflage. Mit Dungeon Hunter 5 ändert man wieder einmal einiges – nicht alles, aber vieles. Für Fans des Vorgängers wird der neue Teil deshalb wohl etwas schwerer zu verdauen sein.
Dabei fängt Dungeon Hunter 5 recht gut an. Im Intro erfährt man, dass Gameloft die Story des vierten Teils weitergesponnen hat. Anstatt eines gewöhnlichen Helden füllt man nun die Rolle eines Kopfgeldjägers aus, der weniger um des Ruhmes willen, sondern für Bares gegen die Valenthia noch immer bedrohenden Dämonenhorden kämpft. Die erste Mission lässt dann echtes Dungeon Hunter-Feeling aufkommen. Obwohl man noch Level 1 ist, sehen die Attacken, die man wahlweise mit einem Einhänder, Doppelschwertern, einer Gleve, einem Zauberstab oder einer Armbrust ausführt, beeindruckend aus. Klar wird auch, dass sich die Designer kräftig ins Zeug gelegt haben, um eine optisch ansprechende Welt zu erschaffen. An diesem positiven Eindruck ändert sich im Laufe des Spiels nichts. Die meisten Level sehen großartig aus und werden, um das besser zur Geltung zu bringen, jedes Mal mit einem großzügigen Kameraschwenk eingeführt.
Alles oder nichts
Trotz der oftmals präsentierten Größe sind die Missionen dann aber doch eher kurz. Man kloppt sich für zwei oder drei Minuten durch eine Schar von Gegnern, sammelt Gold und Items und bekommt es am Ende mit einem mehr oder weniger starken Boss zu tun. Das klingt bekannt, ist aber trotzdem nicht genauso wie im Vorgänger. Grund dafür ist das missionsbasierte Fortschrittssystem, das gleichzeitig dafür sorgt, dass man Münzen, Gegenstände und Erfahrung nur dann erhält, wenn man das Quest tatsächlich zu Ende bringt. Stirbt der eigene Held vorher, weil die knappen und sich nicht mehr von allein auffüllenden Tränke ausgehen, bleibt nur, aufzugeben oder Echtgeld in Form von Diamanten für eine Wiederbelebung zu investieren. Dieses System hat noch einen zweiten Nebeneffekt: Gefundene Gegenstände können erst nach Abschluss einer Mission angelegt werden. Mal fix die Waffen tauschen, weil man eine bessere eingesammelt hat, ist in Dungeon Hunter 5 also nicht mehr drin.
Hier wird noch selbst geschmiedet
Allerdings wird das vermutlich ohnehin nicht passieren. Alles, was man findet, ist buchstäblich Schrott. Gameloft hat deshalb ein Verschmelzungs- und Evolutionssystem eingeführt. Wer bessere Ausrüstung haben möchte, kann sich hier austoben und die Qualität der eigenen Items Stufe um Stufe anheben. Wird das Level-Cap der aktuellen Version erreicht, braucht es Evolutionsmaterialien und das Upgraden kann weitergehen. Jedes Weiterentwickeln kostet außerdem Gold, was gerade am Anfang dazu führen kann, dass man – wie mir geschehen – schon früh an einem Level scheitert und grinden muss, weil das nötige Kleingeld fehlt, um die Items weiter aufzubessern. Als Ausweg bietet sich der Kauf von Ausrüstung gegen echtes Geld an – allerdings braucht man auch hier etwas Glück. Gameloft liefert Premium-Items in Dungeon Hunter 5 in Kisten, die circa 5 Euro kosten und einen Zufallspreis enthalten. Wer Pech hat, zahlt so schon mal 20 Euro, bevor das erhoffte Schwert in der Truhe liegt.
Multiplayer, nur ohne andere Spieler
Hat man Mission 6 geschafft, wird das Geldverdienen leichter, weil Gameloft dann den gänzlich neuen Festungsmodus freischaltet. Hier darf man in Missionen gefundene Monster als Wachen einsetzen und nach dem gleichen Verschmelzungs-/Evolutionsprinzip aufrüsten. Witzigerweise produzieren die Kämpfer Gold, das wie in Clash of Clans und Co eingesammelt werden kann – es sei denn, ein anderer Spieler schnappt sich das Bare während eines Überfalls, in dem er die Wachen und den Helden des Spielers besiegt. Natürlich kann man auch selbst auf Beutezug gehen und andere ausrauben, was sich als äußerst lukrativ entpuppt. Ein Überfall bringt das Vielfache einer normalen Storymission ein.
Die Festung ist übrigens der Ersatz für den Multiplayer des Vorgängers – zusammen mit dem Zwangscoop im Singleplayer. Bei jeder Mission muss der Held eines anderen Spielers mitgenommen werden. Die Kontrolle übernimmt hier der Rechner, der sich oftmals ausgesprochen dämlich anstellt und deshalb oftmals gezielt in Fallen marschiert oder einfach nicht mehr angreift. Wählt man einen guten Partner, kann die Unterstützung sich allerdings tatsächlich lohnen und ein vorher nicht geschafftes Level möglich machen. Bei Erfolg werden beide Spieler mit Tickets belohnt, von denen 10 eine kostenlose Item-Kiste öffnen. Das hier zu gewinnende Material kann mit der kostenpflichtigen Variante natürlich nicht mithalten. Wer dennoch viele Kisten öffnen möchte, sollte sich schnell eine lange Freundesliste zulegen. Zieht man mit einem Freund in den Kampf, gibt es gleich bis zu vier statt nur eines Tickets.
Was ist Charakterentwicklung?
Wer sich bis zu diesem Punkt des Tests gefragt hat, was denn eigentlich aus den Charakterklassen geworden ist, bekommt eine vermutlich überraschende Antwort: Die gibt es nicht mehr. Genauso wenig wie Skilltrees oder ein ausgeklügeltes Item-System. Man kann seinem Helden jederzeit jede Waffe in die Hand drücken oder jedes Rüstungsset an den Bauch schnallen. Richtig gelesen – Rüstungsset. In Dungeon Hunter 5 findet man keine Schultern, Stiefel, Armschienen oder Brustpanzer, man findet eine komplette Montur. Wer gern mit verschienen Gegenstandskombis experimentiert, hat also Pech gehabt.
Ähnlich düster sieht es auch für Skill-Liebhaber aus, da Fertigkeiten jetzt an Items gebunden sind und damit wie Ausrüstung an und abgelegt werden können. Aufgebessert wird folglich nicht mehr über Erfahrung, sondern per Verschmelzung und Evolution. Bis zu drei Skills kann man so verwenden, wobei der dritte in Form eines Gürtels scheinbar nur in bezahlten Kisten zu finden ist. Und wenn wir gerade noch einmal beim Bezahlen sind: Timer gehören nun auch zu den Features von Dungeon Hunter, wobei diese weniger störend als in anderen Spielen sind. Bei jedem Level-up werden sie wieder aufgefüllt, während gleichzeitig das Enerigiemaximum steigt. Mit einer höheren Charakterstufe kann man also auch etwas länger spielen, wobei die Energiekosten bei Missionen mit der Zeit ebenfalls steigen. Level 20 konnte ich dennoch fast ohne Wartezeiten erreichen.
Fazit: Ein Nachfolger, der keiner ist
In der Gesamtschau bleibt Dungeon Hunter 5 für mich als Fan des Vorgängers eine schwierige Geschichte. Einerseits sind viele von mir geliebte Features von Gameloft wegrationalisiert worden, während die In-App-Käufe massiv gepusht wurden. Seien wir ehrlich: Dungeon Hunter 5 ist ein Pay-to-Win-Spiel, wenngleich eines, bei dem das aufgrund der fehlenden echten PvPs kaum auffällt. Andererseits machen die rasanten Kämpfe immer noch unglaublich viel Spaß, was auch der grandiosen Technik geschuldet ist. Wo man von manchem Konkurrenten langweilige Level und hüftsteife Krieger präsentiert bekommt, gibt es bei Gamelofts neustem Hack & Slay opulente Kamerafahrten und geschmeidige Kampfkünstler. Für sich genommen ist Dungeon Hunter 5 also durchaus unterhaltsam. Fans der ersten Stunde, die eher nach einem mobilen Diablo suchen, werden dennoch enttäuscht sein. Das liegt gleichermaßen an der arg simplifizierten Charakterentwicklung, dem rudimentären Itemsystem und der Fokussierung auf Einzelmissionen, mit der die Erkundung einer zusammenhängenden Welt ersetzt wurde. Die Rolle des Hardcore-Action-RPGs konnte der Vorgänger trotz Free-to-Play deshalb deutlich besser ausfüllen.
Dungeon Hunter 5 wird zum kostenlosen Download für iOS, Android und Windows 8 angeboten. Hier die Links:
Dungeon Hunter 5 im App Store: https://itunes.apple.com/app/id885823239?mt=8
Dungeon Hunter 5 im Play Store: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.gameloft.android.ANMP.Gloft5DHM
Dungeon Hunter 5 im Windows Store: http://apps.microsoft.com/windows/de-de/app/dungeon-hunter-5/