Zukunft nur mit Freemium? Oceanhorn zeigt, dass Premium noch geht

Oceanhorn LogoDass sich die Spielebranche in den letzten Jahren stark verändert hat, ist kaum zu übersehen. Nicht jeder große Titel muss heute noch für viel Geld im Laden erstanden werden, zahlreiche Entwickler setzen stattdessen auf Kleinsttransaktionen, für die man dem Spieler zusätzliche Inhalte oder kleine (unfaire) Vorteile gewährt. Ganz besonders stark zu spüren, ist dieser Trend im mobile Gaming und gilt dort vielen als absolutes Zukunftsmodell. Sehr zum Ärger der Spieler, die bei Spielen mit Können und Zeiteinsatz gewinnen wollen, ohne sich den Sieg erkaufen zu müssen. Da freut es doch, dass Premium offenbar immer noch geht, wie die Macher von Oceanhorn jetzt stolz verkünden konnten.

Das Spiel ist und war eines der ambitioniertesten iOS-Projekte der letzten Zeit. Ganze zwei Jahre steckte man in die Entwicklung – einen Einsatz, den man sonst von kaum einem anderen Smartphone- und Tablet-Spiel kennt. Das hat sich allerdings ausgezahlt, da Oceanhorn massiven Zuspruch seitens der Spieler, der Medien und durch Apple erfahren hat. Nach der Veröffentlichung ist das Spiel binnen kürzester Zeit in die Spitze der Downloadcharts geklettert und wurde von Apple zum Redaktionsliebling gekürt.

Dabei stand der Erfolg nach Ansicht mancher deutlich auf der Kippe, da Publisher FDG doch tatsächlich etwas Unerhörtes forderte: Geld! Und dass ohne der Spielerschaft eine kostenlose Kostprobe zu überlassen. Im Gegenteil. Mit einem Preis von 7,99 Euro will man sogar einen vergleichsweise hohen Betrag. Anders als erwartet, hat das die Spieler aber nicht abgehalten. Für manch einen war es möglicherweise sogar ein Anreiz, da hier Spielekost geboten wird, die ohne Timer, ohne ständige Bezahlaufforderungen und ohne lästige „Spitzendeals“ auskommt. Ist der Kaufpreis einmal gezahlt, kann nahtlos genossen werden.

Oceanhorn überzeugt mit Qualität und hat dadurch trotz des hohen Kaufpreises Erfolg. Quelle: Hersteller/App Store
Oceanhorn überzeugt mit Qualität und hat dadurch trotz des hohen Kaufpreises Erfolg. Quelle: Hersteller/App Store

Dieses Finanzierungsmodell mag manchem Sales-Experten antiquiert vorkommen, hat sich für Publisher FDG Entertainment aber absolut bewährt. Wie Thomas Kern, Executive Producer von Oceanhorn, kürzlich im Gespräch mit 148Apps erklärte, konnte man die Entwicklungskosten des Spiels in weniger als einer Woche wieder einspielen. Dafür sei noch nicht einmal die Unterstützung Apples nötig gewesen, da die Verkaufszahlen schon vor der prominenten Erwähnung im App Store durch die Decke gingen. Erfreulich auch, dass sich daran in der Zwischenzeit nichts geändert hat und das Spiel weiterhin „gesunde“ Verkaufszahlen erzielt. FDG Entertainment hat deshalb nach eigenem Bekunden kein Interesse, den Preis für eine Sale-Aktion zu senken. Getreu dem Motto: Gute Leistung will gut bezahlt werden.

Interessant ist die Frage, wie die Branche auf Oceanhorns Erfolg reagiert und hier hat Kern definitiv Erfreuliches zu melden. In der Zeit seit dem Release habe es immer wieder interessierte Nachfragen von anderen Studios gegeben, was belegt, dass Premium immer noch als denkbares Geschäftsmodell betrachtet wird. Auch die Spieler sollen sich durch die Bank für diesen mutigen Schritt bedankt haben. Das macht natürlich Hoffnung, dass FDG Entertainment mit Oceanhorn so etwas wie eine Vorreiterrolle einnimmt und künftig wieder mehr Spiele zum Vollpreis, dafür aber mit spielenswerten Ideen auf den Markt kommen. Freemium-Spiele aus der Retorte, wie sie im Moment alle Nase lang in den App Stores landen, kann auf Dauer kein passionierter Spieler ertragen. Dafür gibt es leider zu wenige Titel, die dieses Geschäftsmodell gut balanciert einzusetzen verstehen.

Als Dankeschön will FDG Entertainment den Wert von Oceanhorn in Zukunft übrigens weiter erhöhen. Im Laufe des kommenden Jahres wird man laut Kern neue Inhalte liefern, die das Spiel noch attraktiver machen. Die Fans wird’s freuen.

Oceanhorn im App Store:

https://itunes.apple.com/de/app/oceanhorn/id708196645

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