Das HP Slate 7 Plus klingt nach einem verlockenden Angebot. Quad-Core-Prozessor, HD-Display, ein Kaufpreis von 149 Euro und kein No-Name-Hersteller – da kann man sich schon mal überlegen, das Portemonnaie zu zücken. Ich habe mir das Tablet in den letzten Wochen mal etwas genauer angeschaut und mir mittlerweile eine Meinung bilden können. Klar ist: Das HP Slate 7 Plus bietet viel Leistung zu einem guten Preis, wird aber nicht jeden glücklich machen.
Das Video zum Test:
Verarbeitung
HP setzt bei der Herstellung des Slate 7 Plus auf Kunststoff. Dadurch wirkt das Gerät nicht ganz so edel wie mancher Konkurrent, macht ansonsten aber einen soliden Eindruck. Schön ist, dass die Amerikaner auf eine glänzende Lackierung verzichtet haben, die das Gerät a) wirklich billig wirken lassen hätte, b) ein echter Fingerabdruckmagnet gewesen und c) die zulasten der Griffigkeit gegangen wäre. Mit der leicht rauen Rückseite liegt das Gerät gut in der Hand, wobei sich die 342 Gramm im Vergleich zu Geräten wie dem Nexus 7 (2013) mit knapp unter 300 Gramm durchaus bemerkbar machen. Zu schwer, um es über längere Zeit zu nutzen, ist es aber keinesfalls.
Die Verarbeitung selbst ist ordentlich, aber nicht perfekt. Es gibt keine sichtbaren Spalte, in denen sich Staub sammeln könnte, der Druckpunkt der Lautstärkewippe und des Einschalters (die einzigen physischen Knöpfe) sind ebenfalls angenehm. Was den guten Eindruck etwas schmälert, ist die etwas druckempfindliche Rückseite. Fasst man das HP Slate 7 Plus einmal etwas härter an, kann die schon mal knacken und sich minimal eindrücken. Immerhin: Druckstellen entstehen dabei auf dem Display nicht.
Display
Auch bei der Anzeige macht das HP Slate 7 Plus grundsätzlich eine gute Figur. Die Auflösung von 1.280 x 800 Pixeln ist zwar längst nicht auf dem Niveau eines Nexus 7 (2013), reicht für eine scharfe Darstellung aber aus. Hält man das Tablet in normaler Entfernung zum Gesicht, sind einzelne Pixel quasi nicht zu erkennen. Dass Texte beim Surfen zu verschwommen sind, um sie lesen zu können, kommt so definitiv nicht vor. Nur wer näher herangeht, wird einzelne Bildpunkte ausmachen können.
Schön auch, dass HP zu einem IPS-Panel gegriffen hat. Dadurch sind die Blickwinkel sehr stabil und Inhalte lassen sich selbst dann noch erkennen, wenn man von den Seiten auf die Anzeige schaut. Wenig zu meckern gibt es bei der Helligkeit, die locker ausreicht, um auch bei Sonnenlicht lesen zu können – zumindest bei hellen Hintergründen. Nicht ganz so berauschend fällt die Farbwiedergabe aus. An sich wirkt die zwar natürlich, vergleicht man das Display aber mit anderen Geräten wie dem iPad Mini, fällt ein leichter Gelbstich auf. Wobei ich zugeben muss, dass ich das tatsächlich erst gesehen habe, als beide Tablets nebeneinanderlagen.
Ärgerliche Macken wie fehlerhaft registrierte Eingaben sind mir beim HP Slate 7 Plus übrigens nicht untergekommen. Der Touchscreen leistet also zuverlässige Arbeit.
Performance
Die Rechenzentrale des HP-7-Zollers stellt ein Tegra 3 in Kombination mit einem Gigabyte Arbeitsspeicher. Dieses Duo kennt man aus etlichen Geräten des vergangenen Jahres, wo es gute Ergebnisse abliefern konnte. Daran hat sich grundsätzlich nichts geändert. Android 4.2 wird auf dem Slate 7 Plus ohne Ruckler dargestellt, unschöne Denkpausen musste ich ebenfalls nicht erleben. Eigentlich überrascht das angesichts des aus heutiger Sicht etwas schmalen RAMs.
Wirklich positiv ist mir die Performance beim Surfen aufgefallen. Von günstigeren Android-Tablets kennt man es durchaus, dass Webseiten langsam geladen werden und sich beim Scrollen erst einen Augenblick aufbauen müssen, bis alles angezeigt wird. Beim HP Slate 7 Plus lief das aber für gewöhnlich so flüssig, dass ich quasi keinen Unterschied zu teuren Modellen feststellen konnte. Als „Surfbrett“ ist dieser Flachmann also definitiv geeignet.
Dass der Tegra 3 mit seinen 1,3 GHz trotzdem nicht mehr ganz vorn mitspielt, merkt man erst, wenn es ums Gaming geht. Das soll nicht heißen, dass das Slate 7 Plus dafür untermotorisiert ist, die Geschwindigkeit von Grafikeinheit und CPU könnten hier allerdings besser sein. Gerade bei anspruchsvollen Titeln kann es deshalb durchaus zu Framerate-Einbrüchen kommen. Im Zweifelsfall muss dann der Detailgrad heruntergefahren werden, sofern das möglich ist. Bei der großen Mehrzahl der Spiele ist das natürlich noch nicht der Fall, wodurch das Slate 7 Plus noch immer ein potenter Spielebegleiter ist. Wie gut sich das Gerät hier tatsächlich schlägt, habe ich auch in unserem Game-Check festgehalten.
Kamera
Gute Kameras in Tablets sind eine Seltenheit. Das HP Slate 7 Plus stellt deshalb mit seiner mäßigen Knipse im Grunde keine Ausnahme dar. Der verbaute Sensor löst mit 5 Megapixeln auf und macht zumindest bei Tageslicht ausreichend scharfe Bilder. Tatsächlich machen die sogar eine recht annehmbare Figur, wären da nicht die etwas matten Farben und die Überblendung bei starken Kontrasten. Auf einigen Probeaufnahmen ist außerdem ein leichter Blaustich zu erkennen. Bilder des HP Slate 7 Plus wird man deshalb wohl eher nicht in ein Fotoalbum kleben.
Die auf der Frontseite verbaute VGA-Webcam schlägt sich erwartungsgemäß noch etwas schlechter. Kurz und knapp: Für Videotelefonate reicht es – nicht mehr und nicht weniger.
Sonstige Ausstattung
Es gibt Dinge, die man bei einem günstigen Tablet einfach hinnehmen muss. In diesem Fall zum Beispiel, dass das GPS etwas langsamer arbeitet und kein UMTS-Modem vorhanden ist. Was regelmäßig auch auf der Streichliste steht, ist üppiger Speicher. In diesem Fall fasst der 8 GB und das kann sich mit der Zeit als echtes Problem entpuppen. Schon im Gaming-Test hatte sich gezeigt, dass man schnell an die Grenze stößt, wenn man mehrere große Spiele installieren will. Aber auch so ist Sparsamkeit angesagt: Filme und Musik können allenfalls begrenzt geparkt werden, da Android gut und gerne 2,5 GB des internen Speichers abzwackt. Ohne Speicherkarte wäre man da geradezu aufgeschmissen. Die werden natürlich bis zu einer Größe von 32 GB unterstützt, sind aber gerade mit Blick auf Apps nur eine Teillösung. Eine App2SD-Funktion gibt es standardmäßig leider nicht.
Der zweite große Kritikpunkt betrifft die Akkulaufzeit. HP verbaut im Slate 7 Plus eine 15-Wh-Zelle, die keine Spitzenwerte ermöglicht. Nimmt man das Tablet mit 3D-Spielen, voller Display-Helligkeit und Youtube-Videos in die Mangel, geht dem Akku nach etwa 4 Stunden die Puste aus. Bei mäßiger Hintergrundbeleuchtung und reinem Lese-Einsatz sind sicher auch 7 Stunden möglich. Fakt ist aber, dass das HP Slate 7 Plus nicht gerade zu den Dauerläufern gehört. Das allerdings muss man ebenfalls als Zugeständnis an den Preis sehen, da günstige Tablets in dieser Disziplin selten glänzen.
Fazit
In der Gesamtschau würde ich dem Tablet trotz der leichten Schwächen ein gutes Zeugnis ausstellen, da dass Preisleistungsverhältnis nach meinen Begriffen durchaus stimmig ist. Als Dealbreaker könnte allenfalls die Akkulaufzeit angesehen werden. Hier wird man es allerdings schwer haben, im gleichen Preissegment wesentlich bessere Leistungen zu finden. Größter Konkurrent ist meiner Meinung nach das Nexus 7 (2012), das allerdings ohne microSD-Slot und ohne Hauptkamera auskommen muss. Ob man schnelle Updates durch Google einem erweiterbaren Speicher vorzieht, muss man letztlich selbst entscheiden. Sicher ist aber, dass man mit dem HP Slate 7 Plus ein gutes Gerät erhält, das durch aus auch unter den Weihnachtsbaum passen würde.