Gestern Abend hat sich Gameloft – vertreten durch drei Mitglieder des Entwicklerteams – die Zeit genommen, einen näheren Blick auf Dungeon Hunter 5 zu gewähren. Auf Twitch wurden die ersten Minuten des Gameplays gestreamt und einige Fragen der Community beantwortet. Leider kam das Event schon nach knapp 45 Minute zum Ende, obwohl ursprünglich eine 75-minutige Präsentation versprochen worden war. Um sich einen groben Eindruck zu verschaffen, genügte die Zeit aber. Mich lässt das Gezeigte mit gemischten Gefühlen zurück.
Optisch erneut ein Schritt nach vorn
Zuerst das Gute: Dungeon Hunter 5 sieht wirklich stark aus. Bei der von Gameloft gezeigten Version wird es sich vermutlich um die iOS-Version gehandelt haben, wie sie auf den neusten iPhone- und iPad-Modellen laufen wird. Fakt ist, Gameloft hat die dort vorhandenen Ressourcen gut eingeplant, auch wenn sicher noch Luft nach oben gewesen wäre. Die Umgebungen, die Animationen, die Beleuchtung und die Effekte sehen dennoch zum Anbeißen aus – und das obwohl Dungeon Hunter 5 den comichaften Look des Vorgängers beibehalten hat. Dass die Entwickler an Apples mit iOS 8 eingeführte Grafikschnittstelle Metal andocken, dürfte diesen Eindruck unterstützen – wobei ich aber glaube, dass Besitzer von High-End-Android-Geräten ebenfalls ihren Spaß haben werden.
In der Kürze liegt die Würze – zumindest laut Gameloft
Wenig Unterschied gibt es offenbar beim Core-Gameplay. Dungeon Hunter 5 ist erneut ein waschechtes Hack & Slay, bei dem man kaum eine ruhige Minute hat. Stattdessen wird geprügelt, geschnetzelt und gecastet, was das Zeug hält. Allerdings scheint man den RPG-Aspekt dabei etwas zurückgefahren zu haben. Festmachen lässt sich das unter anderem daran, dass Items in laufenden Missionen nicht abgelegt und neu angelegt werden können, während es nach Levelaufstiegen keine Möglichkeit gibt, Attributpunkte zu verteilen. (Letzteres war natürlich schon in Teil 4 nicht mehr der Fall.) Außerdem orientiert man sich bei der Länge der einzelnen Quests an jüngeren Veröffentlichungen wie Modern Combat 5 und Band of Brothers 3. Durfte man sich in diesen Shootern früher auf halbstündige Einsätze begeben, dauern die einzelnen Abschnitte nun kaum noch fünf Minuten. Bei Dungeon Hunter 5 wird das ähnlich sein. Schnelle Action rückt also noch etwas weiter in den Vordergrund.
Gemeinsam in die Missionen
Neu ist die Möglichkeit, einen anderen Spieler als Unterstützung auf Missionen mitzunehmen. Dazu wählt man diesen zuerst von einer Liste aus und zieht dann gemeinsam in die Schlacht. Ein echter Koop-Modus scheint das aber nicht zu sein. Der Mitspieler wirkte bei der Präsentation eher so, als würde er vom Computer gesteuert. Ob diese Vermutung stimmt und tatsächlich ein KI-Kamerad die Rolle des Mitspielers übernimmt, wurde allerdings nicht gesagt oder ich habe es schlicht verpasst. Leider war die Tonqualität des Streams nicht die beste.
Die Preview in voller Länge:
Watch live video from gameloft on Twitch
Vorgezeigt wurde natürlich auch der neue PvP-Modus Castle Raid, von dem schon in der Ankündigung des Spiels die Rede war. Jeder Spieler wird in Dungeon Hunter 5 eine Festung haben, die von anderen angegriffen werden kann. Um dem nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, darf man Wachen positionieren und stellt sich im Falle des Falles KI-gesteuert selbst dem Angreifer. Verliert man dennoch, darf dieser sich am Goldschatz bedienen. Natürlich kann man im Castle Raid auch selbst auf Beutezug gehen.
Dungeon Hunter 5 bringt die Waffe, die mitwächst
Wie bereits erwähnt, wurde das Progressionssystem simplifiziert. Pro Level gibt es nun festgelegte Boni auf Attribute, Einfluss hat man ansonsten nur auf die Auswahl der Skills, von denen maximal drei gleichzeitig genutzt werden können. Wie gut oder schlecht man dasteht, hängt also maßgeblich von der Ausrüstung ab. Hier scheint es nun aber ebenfalls weniger Auswahl zu geben. Anstatt Gegenstände wie Boots, Körperpanzer, Schultern, Helme oder Handschuhe zu sammeln und zu vergleichen, erhält man Set-Karten, die angelegt werden können. (Zu diesen Sets gehört übrigens auch das im Trailer gezeigte Ninja-Dress. Anders als von mir vermutet, handelt es sich also nicht um eine eigenständige Klasse.)
Sammelleidenschaft scheint mir so nur noch bedingt aufzukommen – auch deshalb, weil Drops dank der Einführung eines Fusionssystems ohnehin an Wert verlieren. Theoretisch können Spieler sich in frühen Leveln für eine Waffe entscheiden und diese permanent tragen. Über die Fusion mit gefundenen Gegenständen kann das Item gelevelt und mittels Evolutionsfunktion auf die nächste Ausbaustufe gehoben werden, sollte man das Level-Cap der aktuellen Variante erreichen. Mit dem äußerst komplexen Loot-System des Vorgängers kann Dungeon Hunter 5 also zumindest augenscheinlich nicht dienen.
Cloud-Sicherung und Timer
Dass man seine Fortschritte im Falle eines Gerätewechsels abschreiben muss, ist unter Dungeon Hunter 5 übrigens kein Problem mehr. Nachdem Teil 4 schon nur mit Internetanbindung sinnvoll spielbar war, weil die Spieldaten teilweise auf Servern hinterlegt wurden, hat man sich nun vollständig dem Cloud-Saving zugewendet. Im Umkehrschluss heißt das, dass eine Internetverbindung zur Pflicht wird.
Auf eine weitere Neuerung, die nicht jedem schmecken wird, wollte man nicht weiter eingehen: Dungeon Hunter 5 wird wie immer mehr kostenlose Vertreter des Genres auf Timer setzen. Will man auf eine Mission gehen, zieht das Spiel einen Teil eines Energiebalkens ab, der sich mit der Zeit wieder auffüllt. Geht der Balken zur Neige, ist für gewöhnlich erst einmal Schluss mit spielen. Wie stark diese Entscheidung sich tatsächlich auswirkt, ist aufgrund der fehlenden Informationen nicht klar. Von den Gastgebern hieß es lediglich, das System werde Spieler nicht vom Zocken abhalten. Dass ein leerer Energiebalken Nachteile mit sich bringen muss, ist aber klar, sonst hätte Gameloft auch auf die Einführung verzichten können.
Mein Zwischenfazit: Geändert, aber nicht erneuert
Ob man sich von dieser eher unwillkommenen Idee die Vorfreude vermiesen lässt, ist wohl Geschmackssache. Ich persönlich kann diesem Ansatz eigentlich nichts abgewinnen, halte es aber nicht zwingend für einen Dealbreaker. Etwas störender finde ich da die Simplifizierung der Charakterentwicklung und die verkürzten Missionen. Spiele mit eben diesen Charakteristika gibt es reichlich, Core-Gamer-taugliche Action-RPGs dafür wenige. Das heißt natürlich nicht, dass Dungeon Hunter 5 nicht das Potenzial zum spaßigen Hack & Slay hätte – ähnlich gestrickte Titel wie Darkness Reborn, Soulcraft und Co können schließlich ebenfalls gut unterhalten – viel frischen Wind wird der neue Teil der Dungeon Hunter-Serie aber vermutlich nicht ins Genre bringen. Bleibt die Hoffnung auf die Story, die wohl erneut eine zentrale Rolle spielt. Zumindest das könnte Dungeon Hunter 5 der Konkurrenz dann voraushaben.