Display-Reparatur beim Galaxy Note 2 – ein Selbstversuch

Gebrochenes Display Galaxy Note 2Wenn es um technische Geräte geht, bin ich für gewöhnlich ein recht vorsichtiger Mensch. Die guten Stücke sind mir einfach zu teuer, um schlecht behandelt zu werden. Deshalb hatte ich seit dem Kauf meines ersten iPhones 2008 noch kein gebrochenes Display zu vermelden und kannte das allenfalls aus dem Bekanntenkreis. Aber, wie das Leben häufig so spielt, ist irgendwann immer das erste Mal. Mich hat es vor ein paar Wochen im Kletterurlaub erwischt. Fels und Touchscreens vertragen sich offensichtlich nicht so gut. Ein neues Display musste also her.

Das war zumindest der erste Gedanke. Nach einer kurzen Webrecherche war dann aber klar, dass das keine allzu ansprechende Idee ist. 150 Euro kostet das Display-Modul des Galaxy Note 2 in Gänze, das Gerät selbst bekommt man mittlerweile für knapp 300 Euro. Kein gutes Verhältnis. Die günstigere Alternative ist also, nur das Display-Glas zu tauschen. Davon wird in diversen Foren abgeraten, weil die organischen LEDs des Screens Sauerstoff nicht sonderlich gut vertragen, so heißt es. Da ist durchaus etwas Wahres dran, ein Problem ist es trotzdem nicht, wie ich mittlerweile weiß.

Um die Reparatur durchführen zu können, habe ich mir bei Amazon für knapp 20 Euro ein Kit gekauft, das neben (angeblich) originalem Samsung-Glas auch diverse Tools beinhaltet, die man benötigt. Schraubenzieher, zwei Plastikspatel zum Aufhebeln, zwei Plektren, ein Gummisauger und eine Schablone aus doppelseitigem Klebeband, mit dem die neue Scheibe später fixiert werden muss, sind enthalten. Was es sonst noch für die Reparatur braucht, sollte sich in jedem Haushalt finden: ein längeres Messer und ein Fön.

Reparatur-Kit ausgepackt

Heute kam das Paket per Post und wurde umgehend von mir geöffnet. Dabei gleich ein kleiner Schock: Das neue Display-Glas war zwar sicher verpackt, sah aber auch nach dem Auspacken schlierig und verschrammt aus. Davon hatte ich schon in den Amazon-Bewertungen gelesen, mich aber nicht abhalten lassen. Wie sich herausgestellt hat, betreffen die Macken tatsächlich nur eine dicke und gut verklebte Folie, die mit etwas Mühe von der Rückseite des neuen Galaxy Note 2 Display-Glases gelöst werden kann. Anschließend sieht die Scheibe tiptop aus. Kleiner Ratschlag: Ich habe versucht, die Folie am Übergang zum schwarzen Rahmen zu zerreißen, wobei ich zum Rahmen hingearbeitet habe. Das beugt Kratzern im Sichtfenster vor. Ging wunderbar.

Angesetzt habe ich links oberhalb des Homebuttons.
Angesetzt habe ich links oberhalb des Homebuttons.

Die Folie habe ich an diesem Punkt auf der Rückseite gelassen, damit diese während der Reparatur nicht verstaubt. Zuerst einmal muss ja das gesplitterte Glas vom Display entfernt werden. Zum Start habe ich also die Rückseite abgenommen, Akku, Speicherkarte und SIM entfernt und dann begonnen, die Scheibe mit dem Fön zu bearbeiten. Durch die Hitze wird der Kleber zwischen dem Glas und dem eigentlichen Display weich. Den OLEDs schadet das nicht. Sobald das Display richtig auf Temperatur kommt und beinahe unangenehm heiß ist, kann das Hebeln beginnen. Ansatzpunkt war für mich entsprechend der Empfehlung eines erfahrenen Reparateurs auf der rechten oberen Seite. Die Unterseite des Galaxy Note 2 ist absolut tabu, weil Samsung dort die Elektronik der Softtouch- und des Homebuttons mit dem Glas verklebt. Beginnt man hier zu hebeln, zerlegt man das dazugehörige Flex-Kabel und darf sich um ein weiteres Ersatzteil bemühen. Wer es verbockt hat, wird ebenfalls bei Amazon fündig.

Um das Glas vom Display zu trennen, drückt man einen der Spatel in den Spalt zwischen Anzeige und Rahmen, bis sich Erstere etwas anhebt. Am Anfang hatte ich das Gefühl, das ganze Modul herauszuziehen, das ist aber gut verschraubt. Löst sich das Glas, was deutlich an der entstehende Luftblase zu sehen ist, kommt das Plektrum zum Einsatz, um den Schlitz offen zu halten. Anschließend habe ich mich über den oberen Rand an den Seiten entlang nach unten vorgearbeitet. Druck auf das Display sollte man weitestgehend vermeiden. Deshalb ist es empfehlenswert, immer mal wieder den Fön anzuwerfen, um den Kleber weich zu halten. Dann löst sich das Glas fast von selbst.

Lösen des Display-Glases beim Galay Note 2

Knifflig wird es, wenn man an der Unterseite angekommen ist. Hier braucht es Fingerspitzengefühl, damit das bereits erwähnte Flex-Kabel und die LEDs der Softtouch-Buttons nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu habe ich den unteren Bereich besonders sorgfältig erhitzt, das Glas ein Stück weit aufgehebelt und die verklebte Elektronik mit dem lange Messer vorsichtig gelöst. Das sah zum Teil etwas gruselig aus, weil – etwas unerwartet – schwarze Stücken an der Scheibe hängen blieben. Dabei handelt es sich allerdings nur um doppelseitiges Klebeband, die Elektronik selbst ist weiß, das Kabel braun. Vorsichtig sollte man dennoch sein.

Softtouch- und Homebutton
In der Mitte der Homebutton, rechts und links (markiert) die Softtoucher.

Nachdem das geglückt ist, liegen Display-Glas und Elektronik des Galaxy Note 2 getrennt voneinander da. Jetzt muss das eigentliche Display-Glas von Kleberresten bereinigt werden. Dazu habe ich eines der Plektren als Kratzer, ein paar Tropfen Glasreiniger und Mikrofasertuch genommen. Hier ist Sorgfalt gefragt, will man nicht die ganze Zeit auf ein schmieriges Display schauen.

Im Anschluss wurde es noch einmal fummelig, da das doppelseitige Klebeband angebracht werden musste, das das neue Glas an Ort und Stelle halten soll. Dazu habe ich mir die Oberseite der Schablone genommen, die Pappe auf der Rückseite teilweise entfernt und die Aussparungen für die Frontkamera, die Ohrhörer und den Helligkeitssensor geöffnet. Die jetzt klebende Seite kam danach ins Gehäuse und wurde passend ausgerichtet. Dann ging die Fummelarbeit weiter, da lediglich der schmale Rahmen um das Display verklebt werden darf. Das Display selbst bleibt frei, auch wenn die Schablone das Abkleben hergeben würde. Davon kann man aber nur abraten. Eine schwarze, undurchsichtige Folie macht sich einfach nicht gut auf der reparierten Anzeige des Galaxy Note 2.

Klebefolie in den Rahmen bringen
Gerade an den Seiten muss man sauber arbeiten. Liegt das Klebeband zu nah am Rand, passt später das Glas nicht richtig, was die Reaktionsfähigkeit des Touchscreens beeinträchtigt.

Hat man das erledigt, ist das Schlimmste geschafft. Jetzt kommt die Folie vom neuen Glas endgültig ab, dann wird das Gitter des Ohrhörers und der Rahmen des Homebuttons aus dem alten ins neue eingesetzt. Vorsicht bei Letzterem! Der Rahmen des Homebuttons ist beim Galaxy Note 2 innen auf einer Seite dicker. Diese muss nach unten zeigen. Andernfalls droht Display-Bruch, was richtig teuer wird. Zum Schluss wird das neue Glas in den Rahmen gelegt, sauber ausgerichtet und fest angedrückt.

Display Glas einsetzen
Das Galaxy Note 2 bekommt seine Front zurück.

Kleiner Tipp: Bei mir hat der Touchscreen am Anfang sehr schlecht reagiert, was daran lag, dass sich ein Hohlraum zwischen der äußeren und inneren Verglasung gebildet hatte. Den habe ich auf etwas unorthodoxe Art beseitigt: Galaxy Note 2 auf die Couch und ein paar Minuten draufgesetzt. Jetzt läuft die Sensorik wieder wie geschmiert. Hier der Beweis:

Trotz der Warnungen fand ich die Reparatur nicht allzu schwierig. Alles in allem hat mich das Ganze knapp 20 Euro und 1,5 Stunden Arbeitszeit gekostet. Ein kompletter Display-Tausch wäre deutlich teurer gekommen.