Eigentlich könnte man Acer zur Entwicklung gratulieren, die man mit dem Aspire Switch 10 gemacht hat. Im Vergleich zum (inoffiziellen) Vorgänger Iconia W510 ist das Gerät besser verarbeitet, leistungsfähiger geworden, wirkt wertiger und bietet ein stimmigeres Design. Noch dazu ist der Preis weiter in den Keller gesunken, was die Kombination aus Tablet und Netbook zu einem wirklich interessanten Angebot macht. Wie gesagt: Man könnte gratulieren. Dass ich es dennoch nicht tue, hängt mit den zahlreichen Schwächen zusammen, die vor allem die Software des Aspire Switch 10 im Test gezeigt hat.
Technisch ein starker Begleiter
Üblich ist, dass man in einem Testbericht auf jedes kleine Detail eingeht. Darauf möchte ich verzichten, weil es den Text unnötig aufblähen würde, ohne Informationen liefern zu können, die man so oder so ähnlich nicht schon an anderer Stelle und zu anderen Geräten lesen konnte. Wer sich bereits mit der aktuellen Generation von Windows-Tablets mit Intels Baytrail-Prozessoren befasst hat, weiß beispielsweise, dass die Performance stark verbessert wurde und die Geräte mittlerweile in vielen Alltagssituationen einen normalen PC oder Laptop ersetzen können. Das ist auch beim Aspire Switch 10 der Fall, das mit der Kombi aus Atom Z3745 und 2 GB RAM angenehm zügig arbeitet und sogar schnell genug ist, um darauf kurze Videos schneiden oder ältere PC-Spiele spielen zu können. Was man hier erwarten kann, zeigt das folgende Video:
Gutes Display und saubere Verarbeitung
Wenig überraschend dürfte außerdem sein, dass das Aspire Switch 10 ein recht gutes Display hat. Acer setzt seit Jahren auf IPS-Panels, die sowohl hell als auch blickwinkelstabil sind. Im Falle des neuen 2 in 1-Convertibles ist die Anzeige sogar so hell, dass man bequem im Freien arbeiten kann. Mit einer Auflösung von 1.366 x 768 Bildpunkten liefert es sicher nicht das schärfste Bild. Da die Bildschirmdiagonale bei nur 10 Zoll liegt, dürfte das allerdings nur für verwöhnte Augen ein Problem sein. Acer macht hier im Grunde nichts verkehrt. Genauso wenig wie bei der Verarbeitung des Tablet-Teils, der aus Aluminium und Kunststoff gefertigt wurde. Der weist zwar gut sichtbare Spaltmaße und erfühlbare Kanten an den Übergängen auf, wirkt im Gegenzug aber sehr solide. Das Dock hätte hingegen etwas robuster sein können, weil die auf den Kunststoff aufgesprühte Lackierung doch recht schnell verkratzt. Allerdings muss mit derartigen Makeln leben, wenn man sich für einen PC in dieser Preisklasse entscheidet. Kurz gesagt: Das Aspire Switch 10 kann in vielen Belangen überzeugen. Mehr dazu gibt es auch im Testvideo
Wenn das Dock nicht tut, was es soll
Leider nicht in allen. Aufseiten der Software haben die Taiwanesen gehörig gepatzt. Obwohl Windows 8 an sich ein gutes, genügsames, vielseitiges und noch dazu technisch ausgereiftes System ist, werden die Nutzer von diversen Problemen geplagt. Die wohl auffälligste und auch nach mehreren Updates nicht gelöste Macke ist, dass das Touchpad des Tastaturdocks immer wieder aussteigt, was zu einem nur stockend oder gar nicht mehr kontrollierbaren Mauszeiger führt. Zu allem Überfluss streikt in solchen Situationen auch der Touchscreen, was die fehlerfreie Bedienung des Geräts erst wieder möglich macht, wenn man es vom Dock trennt oder kurz zuklappt. In seltenen Fällen kann es außerdem vorkommen, dass Mauspad und Tastatur gemeinsam den Dienst versagen. In meiner Zeit mit dem Aspire Switch 10 war das gefühlt etwa ein Mal pro Tag der Fall. Auch hier muss das Tablet zuerst einmal vom Dock getrennt werden. Wird eine USB-Maus ans Dock angeschlossen, ist diese kurioserweise nicht betroffen. Ein Verbindungsproblem zwischen Tablet und Unterteil scheint also unwahrscheinlich.
Button-Chaos
Zwar weniger nervig, aber deswegen nicht weniger unverständlich ist die verbuggte Software der physischen Tasten. Aus heiterem Himmel kommt es immer wieder vor, dass der Windows-Button unterhalb des Displays den Dienst versagt und der Power-Knopf den Nutzer zum Anmelde-Bildschirm führt, anstatt das Display abzuschalten, während der Druck der Lautstärke-Taste je nach Richtung entweder die Vorlesefunktion aktiviert oder ein Bildschirmfoto archiviert. Eine reibungslose Steuerung des Aspire Switch 10 wird dann schwierig, zumal nur ein Neustart Abhilfe schafft. Zu allem Überfluss hat die Anzeige die Angewohnheit, sich in unregelmäßigen Abständen für einen kurzen Augenblick ab- und wieder anzuschalten, als würden die Einstellungen des Displays geändert. Auch das trägt nicht gerade dazu bei, die Arbeit mit dem Aspire Switch 10 zu einem Vergnügen zu machen.
Akkulaufzeit etwas enttäuschend
Wer das Iconia W510 besitzt und dessen Ausdauer zu schätzen wusste, wird zudem mit einer recht kurzen Akkulaufzeit geärgert. Während der Vorgänger im Dauerbetrieb noch seine 14 Stunden ohne Netzanschluss schaffen konnte, gehen beim Aspire Switch 10 schon nach etwa fünf Stunden die Lichter aus. Allein durch das Fehlen eines Akkus im Dock, den es beim Vorgänger noch gab, scheint sich das nicht erklären zu lassen. Anders als im Falle der Software-Probleme wage ich jedoch zu bezweifeln, dass ein Update hier viel ausrichten können wird, was schade ist, da Windows 8-Tablets mittlerweile durchaus sehr beachtliche Laufzeiten erreichen – selbst dann, wenn statt des sparsamen Atoms ein Core i-Chip verbaut wurde.
Fazit: Updates müssen her
Am Ende des Langzeittests bleibt ein durchwachsenes Bild. Acer hat sich aus technischer Sicht wenig zuschulden kommen lassen. Sieht man vom etwas schwächlichen Akku ab, ist das Aspire Switch 10 gut für den Arbeits- und Spielealltag gerüstet. Berücksichtigt man an den mit 349 Euro sehr günstigen Einstiegspreis, muss man sogar von einem sehr guten Angebot sprechen. Leider verhageln massig Software-Fehler den guten Eindruck wieder. Kleine Macken wie die spinnenden Buttons wären dabei noch zu verkraften, das essenzielle Funktionen wie das Touchpad und die Tastatur ihre Arbeit nicht verrichten, ist aber inakzeptabel. Hier muss Acer dringend nachbessern, um das Aspire Switch 10 zu einem brauchbaren Ersatz für iPad und Netbook zu machen. In seinem jetzigen (Software-)Zustand wird es zumindest der zweiten Rolle nicht gerecht.
Da Acer bereits Updates ausgeliefert hat, bleibt die Hoffnung, dass man die Probleme in den Griff bekommt und dem Aspire Switch 10 erlaubt, das zweifellos vorhandene Potenzial zu entfalten. Wer den Kauf schon jetzt wagen will, findet das Gerät mit 32 GB internem Speicher für 349 Euro bei Amazon. Ein Modell mit 64 GB ist ebenfalls im Angebot: