Selbstkritik von Großkonzernen ist etwas, was man selten zu hören bekommt. Dennoch durften die Jungs von Eurogamer jetzt Zeuge einer solchen Begebenheit werden. Sie hatten sich mit EA-Chef Andrew Wilson getroffen und dabei unter anderem das Thema Dungeon Keeper angesprochen. Der erst seit September 2013 auf seinem Posten sitzende Manager wurde daraufhin ungewöhnlich deutlich. Aus Sicht der Spieler im positiven Sinne.
Nach Ansicht von Wilson ist das, was bei der Neuauflage von Dungeon Keeper gelaufen sei, eine Schande. Bei der Entwicklung des Spiels habe man die falschen Ansätze verfolgt. Für jüngere Spieler sei Dungeon Keeper zwar ein spaßiges Spiel, für Gamer, die mit dem Original aufgewachsen seien, habe aber die Verbindung gefehlt. Hier hätte man sich zu weit vom Original entfernt. Verdeckt gibt Wilson sogar zu, es mit den In-App-Käufen übertrieben zu haben und spricht von ökonomischen Fehleinschätzungen. Die Aufforderung, gegen Bares zu kaufende Diamanten auszugeben, begegnet Spielern im Dungeon Keeper-Reboot buchstäblich an jeder Ecke. Das hinterlässt bei vielen den Eindruck, EA habe lediglich eine Gelddruckmaschine entwickeln wollen.
So unschön die Geschichte ist, ganz umsonst dürfte das Debakel nicht gewesen sein. Laut Wilson habe der Publisher daraus gelernt, dass man verdiente Marken nicht einfach für neue Nutzer öffnen kann, ohne auf die Fans der alten Titel Rücksicht zu nehmen. Die Essenz der Spiele müsse erhalten bleiben. Außerdem sei es wichtig, Inhalte zu liefern, bei denen der Spieler das Gefühl hat, etwas für sein Geld zu bekommen. Völlig unabhängig davon, ob das Spiel den Freemium-, Premium, oder Abo-Weg gehe.
Diese Einsicht passt auch zur allgemeinen Philosophie, die Wilson nach eigener Aussage vertritt. Er sei als CEO von EA darum bemüht, den Spieler wieder in den Mittelpunkt zu rücken, weil diese nun mal diejenigen seien, die die Produkte des Unternehmens nutzen. Diese einfache Weisheit habe man in einigen Punkten etwas aus den Augen verloren.
Wie es mit Dungeon Keeper weitergeht, lässt Wilson offen. Das letzte Update des Spiels wurde im Mai veröffentlicht, größere Veränderungen wurden am offenbar misslungenen Spielprinzip seit dem Start im Januar nicht vorgenommen. Es scheint fast so, als würde EA an dieses Kapitel einen Haken machen wollen.
via Eurogamer