[Testbericht] Eternal Arena: Das MOBA, das mehr sein will

Eternal Arena LogoMOBAs sind momentan eine der Spiele-Arten, die von Mobile-Entwicklern am stärksten beackert werden. Eine der interessantesten Veröffentlichungen der letzten Wochen ist dabei Eternal Arena von NetEase Games, in dem neben einem klassischen Arena- auch ein eher Action-RPG-typischer Kampagnen-Modus enthalten ist. Das Spiel versucht so, das Beste aus zwei Welten zu vereinen. Wie gut das gelingt, verrät der Test.

MOBA mit Extras

Nimmt man es ganz genau, bietet Eternal Arena weit mehr als nur den Arena- und den Story-Modus. Hinter einem „Portal“ genannten Menüpunkt finden sich diverse Mini-Spiele, die das Ganze noch etwas weiter auflockern sollen, vom Spaßfaktor her aber eher als Beiwerk durchgehen. Im Grunde könnte man das leider auch über die Kampagne sagen, die in erster Linie dazu dient, Erfahrung, Gold und Items für die Helden zu sammeln, die man in der Arena einsetzt. Diese werden nämlich in beiden Modi in die Schlacht geschickt und nehmen einmal gemachte Fortschritte und erworbene Gegenstände in den jeweils anderen Spielmodus mit. Der Hauptunterschied ist, dass man in der Arena immer die gleichen zwei Karten beackert, während die Kampagne verschiedene Maps und Missionsziele kennt. Weil die Story allerdings unspektakulär erzählt und wenig erinnerungswürdig ist, dürften die meisten Spieler darin dennoch wenig mehr als eine Trainingsgelegenheit sehen. Gleichzeitig dient die Geschichte als Tutorial für die Arena, da deren Karten hier unter dem Motto Stadtverteidigung auftauchen.

Zwei Karten für Dreier-Teams

Stürzt man sich dann tatsächlich in den Multiplayer-Kampf, stehen zwei Varianten zur Auswahl. Entweder man versucht, dem Gegner auf einer Map mit einer zentralen Lane einzuheizen, die kurze Matches verspricht, oder geht auf einer Karte mit zwei Lanes am oberen und unteren Rand zu Werke, auf der ein Wald in der Mitte zum Farmen einlädt. Der Aufbau unterscheidet sich in beiden Fällen kaum von dem, was man aus anderen MOBAs kennt. Anders ist hingegen, dass es weder Erfahrungsstufen noch kaufbare Items gibt. Jeder Held hat maximal vier Skills, die von Anfang an genutzt werden können, und bringt zuvor ausgerüstete Items mit ins Spiel. Damit trotzdem keines der beiden Teams vom Start weg unterlegen ist, setzt Eternal Arena auf ein interessantes System: Beim Matchmaking werden das Level der Helden und die Stärke der Ausrüstung zu einer Punktewertung zusammengerechnet und ein Gegnerteam mit einer ähnlichen Wertung gesucht. Beginnt das Match anschließend, setzt das Spiel die Macht aller Helden auf 0 und gibt diese mit dem Spielfortschritt prozentual zurück. Tötet man Creeps und Helden oder zerstört Tower, gewinnt das eigene Team an Macht und so den entscheidenden Vorteil, um den Gegner zu schlagen. Selbst theoretisch etwas stärkere Teams können dadurch bezwungen werden, wenn man die bessere Taktik fährt.

Auf den Spieler warten gleichere mehrere Modi. Im Kern bleibt Eternal Arena aber ein MOBA. (Bildquelle: iTunes / NetEase)
Auf den Spieler warten gleichere mehrere Modi. Im Kern bleibt Eternal Arena aber ein MOBA. (Bildquelle: iTunes / NetEase)

Gespaltene Persönlichkeit: Du bist jeder

Apropos Teams: Wer sich fragt, wie die Team-Zusammenstellung funktioniert hat, stößt auf eine weitere Besonderheit von Eternal Arena: Man ist in jedem Modus stets für das komplette Team verantwortlich. Während in anderen Genre-Vertretern mehrere Spieler die Kontrolle über die Helden übernehmen und eine eigene Auswahl treffen, liegt die Zusammenstellung und Steuerung hier in der eigenen Hand. Natürlich kann man nicht drei Helden auf einmal kontrollieren, sodass der Computer – zugegebenermaßen recht erfolgreich – eingreifen muss, die Möglichkeit zwischen den Helden zu wechseln, ist aber ebenfalls gegeben. Brennt es also an einem Punkt der Karte, kann man den dortigen Helden übernehmen und versuchen, die Situation selbst zu retten. Da die künstliche Intelligenz meist die Brechstange auspackt und sich dann möglicherweise etwas verfrüht zurückzieht, kann das durchaus nötig sein.

Ein bisschen Heldensammelei

Was die Helden angeht, offenbart Eternal Arena aber noch eine weitere Eigenheit. Dass alle vier Skills genutzt werden können, ist nämlich nur theoretischer Natur. Wie viele es tatsächlich sind, hängt von der Qualität des jeweiligen Charakters ab. An diese kommt der Spieler über ein Sammelsystem, wie man es von Spielen wie Heroes of Dragon Age kennt. Jeden Tag kann in der Taverne ein Held kostenlos gezogen werden. Kleiner Wermutstropfen: Es gibt Qualitätsabstufungen zwischen einem und fünf Sternen, wobei man in den meisten Fällen natürlich einen 1-Sterne-Kameraden bekommt, der nur zwei seiner Fertigkeiten nutzen kann. Erst über Upgrades auf zwei und drei Sterne lassen sich die übrigen freischalten. Geld muss man dafür nicht investieren, es braucht aber etwas Glück. Zieht man einen Helden in der Taverne ein zweites Mal, erhält man Seelenessenz, die als Währung für das Sterne-Upgrade dient. Je länger man spielt, desto höher sind natürlich die Chancen, an dieses begehrte Gut zu kommen.

Eternal Arena bietet eine große Auswahl an sammelbaren Helden. (Bildquelle: iTunes / NetEase)
Eternal Arena bietet eine große Auswahl an sammelbaren Helden. (Bildquelle: iTunes / NetEase)

Tolles MOBA, wäre da nicht…

Eternal Arena geht in vielen Punkten einen anderen Weg als die Konkurrenz, sodass man Sorgen haben könnte, NetEase verrennt sich im Versuch, keine Kopie von DotA oder LoL abzuliefern. Tatsächlich geht das Konzept aber gut auf und bietet unterhaltsame MOBA-Matches, die binnen weniger Minuten ausgefochten werden können, bei harten Konkurrenten aber auch gern einmal eine halbe Stunde vor den Bildschirm fesseln. Dass das System funktioniert, liegt auch daran, dass man am Kern kaum etwas geändert und die vorhandenen Veränderungen sinnvoll umgesetzt hat. In puncto Tiefgang muss der Spieler zwar ein paar Abstriche machen, umgekehrt dürfte Eternal Arena aber gerade Spielern gut gefallen, die es actionreicher mögen.

So ganz Player vs Player ist dieser PvP in den Zufallsmatches leider nicht. (Bildquelle: iTunes / NetEase)
So ganz Player vs Player ist dieser PvP in den Zufallsmatches leider nicht. (Bildquelle: iTunes / NetEase)

Anspruchsvollere MOBA-Fans werden mit der Zeit trotzdem etwas an Motivation verlieren, weil die Kämpfe auf Dauer keine große Herausforderung sind. Der Grund wird von NetEase leider nicht offen kommuniziert: Nach mehr als 50 gespielten Zufallsmatches, von denen ich nur eines verloren habe, bin ich dennoch sicher, bestenfalls ein einziges Mal gegen einen echten menschlichen Gegner angetreten zu sein. Und auch wenn der Rechner bisweilen recht intelligent agiert, kennt man nach einigen Runden Wege, seine Verhaltensweisen auszukontern. Von da an lässt der Reiz von Eternal Arena leider etwas nach, sodass man sich wünschen würde, tatsächlich häufiger gegen andere Spieler zu spielen. Warum das aktuell nicht der Fall ist, kann ich nur mutmaßen, es würde dem MOBA aber sehr gut zu Gesicht stehen, wenn NetEase hier nachbessert.

Wer nach guter Unterhaltung für Zwischendurch sucht, sollte Eternal Arena eine Chance geben. Das MOBA ist als kostenloser Download für iOS und Android zu haben. Hier die Links:

Eternal Arena im App Store: https://itunes.apple.com/us/app/eternal-arena/id1039201239?mt=8
Eternal Arena im Play Store: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.netease.h28na.google